von Martina Schwemberger
nach einem Roman von Hermann holzmann (1906 - 1971)
Im Tuxer Schafer geht es um die junge Magd Notburga, die etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Hohenhauserhof lebt. Sie und der Bauer sind sich sehr zugetan...
... Doch in diesen Zeiten ist es undenkbar, dass ein Bauer eine einfache Dirn, die nichts hat, zur Frau nimmt. Und so holt sich der Hohenhauser die Ursula, eine Bauerntochter aus Kasern und heiratet sie. Daraufhin verlässt Notburga bei Nacht und Nebel den Hof.
Soweit zur Vorgeschichte. Die Handlung macht einem Sprung und beleuchtet die Verhältnisse aus der Sicht der Nachfolgegeneration.
Der Hohenhauser und seine Frau Ursula führen mit ihren 3 Töchtern ein zwar zufriedenes Leben aber doch durch die Krankeit der Frau ein nicht ungetrübtes Leben. Alle wollen es gut
haben und meinen es gut, aber es scheint so, als hätte der Bauer mit seiner Entscheidung vernünftig und der Konvention gehorchend zu heitraten, sich selbst verraten, und seine Frau
spricht das auch als Schuld und Ursache ihrer Krankheit an. Sie habe schon lange bemerkt, dass ihr Mann in Gedanken nicht bei ihr sei, und vielleicht vom Beginn an nie bei ihr gewesen
sei.
Da kommt ein junger Mann namens Isidor, der Sohn eines Zillertaler Auswanderer, zum Hohenhauser und wird Tuxer Schafer.
Als der Bauer bemerkt, dass sich seine Tochter Ursula und Isidor gut sind, will er diesen aus dem Tal verjagen, denn er hofft, dass seine Älteste den Hof übernimmt und erwartet einen jungen
Bauern als Mann für sie.
Wiederholt sich das Schicksal, werden sich die jungen Leute dem Willen des Vaters beugen und was verbindet den Hohenhauser mit dem Tuxer Schafer.
Bei einer Episode besonderer Art erzählt die Großmutter, Hesserls Mütterl, der Enkelkinderschar eine Geschichte, charismatisch dargestellt von Gretl Abraham, seit der Rolle der Wäscherin in "verlorene Heimat" (1987) eine Zillertaler Volkschauspielerin-Legende.
Bestens besetzt und geführt waren in der Regie von Hans Lengauer alle Darsteller, behutsam gelenkt im Gestalten des Zusammenspiels der Darstellergenrationen. Der Knecht Veit, Mathias Geisler, überzeugte in der Doppelfunktion des Erzählers und des vorwitzigen Knechtes, dem Hans Geisler war die Rolle des Bauern, in seinem Schwanken zwischen Weichheit und standesbewusster Grobheit auf den Leib geschrieben. Isidor, der Tuxer Schafer, gespielt von Stefan Erler, erinnerte überzeugend an einen Außenseiter-Menschentyp der bäuerlichen Welt des 19. Jahrhunderts im Gegensatz zum standesgerechten Liebhaber, dargestellt von Michael Erler. Und die Frauen? Sie strahlten alle Natürlichkeit aus.
Kurzum: der Abend sprach das Gemüt an und berührte.
e.s.
Quelle: Theaterverband Tirol